Ein kleiner Schritt für die Menschheit aber ein großer Schritt für mich.

Das sagte ich, als Monika und ich das Flugzeug verließen und nach einem Jahr in Malawi wieder österreichischen Boden betraten.

Zur Erklärung, der große Schritt war nicht, ein Jahr in einem anderen Land zu leben, sondern wieder nach Hause zu kommen.

Auf die Frage, ob ich froh bin wieder zu Hause zu sein, musste ich bis jetzt leider mit "Naja, nicht so" antworten.

Es ist schön zu Hause, aber ich habe ein anderes Leben kennengelernt, ein Leben mit anderen Werten.

 

Viele Fragen, wurden mir in den letzten 2 Wochen gestellt. Ein paar Dinge möchte ich daher hier gleich mal schreiben.

Als ich in Malawi ankam, kam ich in eine andere Welt. Vieles ist so wie man es in Filmen und Dokus sieht, aber oft wird es falsch interpretiert.

Erste Eindrücke von Malawi waren: Landschaft eher flach aber trocken, staubig und die Menschen sind sooo freundlich und haben uns herzlich aufgenommen.

Ja, viele Menschen leben in "Lehm"-Hütten mit Strohdach. Die meisten Häuser in Malawi sind mit selbst gebrannten Ziegel gebaut und mit Stroh gedeckt.

Wir lebten in der Stadt, im ärmsten und meistbevölkerten Stadtteil Lilongwes. Dort ist das Leben natürlich anders als im Dorf. 

 

Die meisten Menschen leben in Dörfern und ernähren sich durch Landwirtschaft. Im Großteil des Landes gibt es in diesen Dörfern Schulen.

In der Stadt arbeiten einige in Firmen, Banken, Restaurants, Schulen etc. Aber der Großteil der Menschen in der Stadt hat sein eigenes kleines Geschäft, oft ist dies ein kleines Lebensmittelgeschäft.

Die Meisten, die einen handwerklichen Beruf erlernt haben, haben ihre eigene Produktion oder Werkstatt, daher gibt es viele Schreiner, die ihre Möbel verkaufen, Autowerkstätten, Fahrradreperatur, Schuhreparatur etc.

Viele Frauen backen jeden Tag leckere Mandasis (ähnlich Krapfenteig), Zamosa (mit Kartoffel gefüllte Teigtaschen) und andere Kuchen Kreationen, außerdem Freezers (gefrorene Säfte, als Eis) und selbst angebautes Gemüse, wie Tomaten und Zwiebel, auch Holz oder Holzkohle findet man überall.

Die aufgezählten Dinge findet man überall an den Straßen, oft steht vor dem Gartentor ein kleiner "Verkaufsstand", andere sitzen mit ihren Waren an vielbenutzen Wegen und Straßen. Auch in unserem Campus fand man zur Pausenzeit und Mittag oder nach der Messe immer viele dieser Angebote.

Zum Einkaufen geht man zum lokalen Markt, dort gibt es alles was man so braucht. Vom Gemüse und Obst, Fleisch und Fisch, Eier und Gewürze, Brot und Semmeln, Reis und Bohnen über Hosen und T-shirts, Socken und Unterwäsche, Chitenjes und Schuhe zu Hacke und Axt, Ketten und Schlösser, Schnüre und Kleber, Besen und Wischer, Kübel und Körbe, Geschirr und Töpfe findet man einfach ALLES.

Zusätzlich gibt es dann nach ein paar Geschäfte, wo man Körperpfleger- & Reinigungsprodukte, Zucker & Salz, Butter & Mehl, Kekse & Milch, Kracherl & Verdünnsaft kaufen kann. Nicht zu vergessen die Stände, bei denen man Handyguthaben und Sim-Karten kaufen kann.

Gerösteten Mais, Pommes und ähnliches findet man dort natürlich auch.

 

Fährt man in die Stadt, dann findet man dasselbe in groß und natürlich viele Geschäfte, bei denen man wirklich alles kaufen kann. Elektrogeräte, Computer und Zubehör findet man genauso wie importierte Produkte. Außerdem Restaraunts aller Art und Preisklassen.

Während man in Österreich versucht zu Inlands-und Bioprodukte zurück zukehren, werden in Malawi importierten Früchten & Gemüse und Pestiziden immer mehr verbreitet.

Auch "Do-it-yourself"-Herstellungen und Reparaturen hat mit der starken Konkurrenz von billig Produkten aus Asien zu kämpfen.

Und außerdem zerstören immer mal wieder unüberdachte "Spenden" den lokalen Markt.

 

Malawi ist kein Land, in dem viel Hunger herrscht und Kinder verhungern, wie man das Bild von Afrika immer vermittelt bekommt.

Natürlich leben sie nicht einen Luxusstandard, wie wir in Österreich, aber braucht man das wirklich? Macht uns das glücklich?

Vergleichen wir mal ein bisschen das Leben in Malawi und Österreich:
In unserem Luxusleben haben wir für jede Arbeit eine "Maschine";

  • früher hatten wir Besen, dann Staubsauger und jetzt sogar kleine Saugroboter;
  • wir hatten Sensen, dann Rasenmäher und jetzt Roboter;
  • wir hatten Kleinbauern mit ein paar Kühen, Schweinen und Hühnern und ein paar Hektar Land, das sie selber mit Ochsenpflug umackerten, jetzt haben wir Großbauern mit riesen Mähdreschern und Traktoren und Hallen mit 1000 Kühen & Melkanlagen;
  • wir kaufen Fertigprodukte oder Fast Food und zum 200 Meter entfernten Kebapstand fahren wir mit dem Auto, dafür brauchen wir Ernährungsberater und Fitnessstudios, um unserem Übergewicht Herr zu werden;
  • alles soll billig sein und am liebsten wär es uns, nicht mehr arbeiten zu müssen und trotzdem jedes Monat unser Gehalt auf´s Konto zu bekommen, Steuern wollen wir nicht bezahlen aber Krankenhäuser und Schulbildung soll gratis sein.

Sind wir mal ehrlich wir haben alles und wollen mehr, wir sind selten zufrieden mit dem was wir haben und finden immer etwas zum Aussetzen.

Wann hattest du das letzte mal ernsthafte Geldprobleme und die Sorge gehabt, dass du morgen NICHTS zu essen hast? Wieviel von dem Geld das du verdienst brauchst du wirklich für lebensnotwendige Dinge? Wieviel isst du und kaufst du, was du nicht brauchst und nie verwendest? Was brauchen wir wirklich zum Überleben und was ist einfach nur Luxus?

 

Ein kleiner Junge sagt mal zu mir: Warum nehmen wir nicht alles, was wir hier zuviel haben und geben es den Armen? Warum bringen wir nicht das Essen, das täglich weggeworfen wird oder auf dem Feld liegen bleiben muss zu hungernden Menschen?

 

In unserer Luxusgesellschaft gehen viele wichtige Werte verloren. Jeder schaut nur auf sich. Nächstenliebe, einander helfen oder Arbeiten ohne Verdienst kommt nicht mehr oft vor. Ich selbst hatte, das vor meinem Auslandsjahr schon oft festgestellt. Als ehrenamtliche Sanitäterin beim Roten Kreuz musste ich das auch oft feststellen. Wieviele machen noch freiwillig und ohne Geld irgendeine Arbeit? Organisationen, wie das Rote Kreuz geben jeden Tag ihr Bestes, um Menschen dazuzubringen sich zu engagieren. Sie müssen nicht nur mit den Problemen ihrer Tätigkeit kämpfen, sondern auch noch mit Mitarbeitermangel.

Statt Wertschätzung und Dankbarkeit erntet man dann oft auch noch abwertende Kommentare und Beschwerden.

 

Aber auch in Malawi läuft viel unrund, nur leider wird dies oftmals von uns verursacht. 

Was bedeutet Entwicklungshilfe, was ist sinnvolle Entwicklungshilfe? In diesem Jahr habe ich einige Beispiele gesehen und oft mal den Kopf schütteln müssen. 

Jugendliche, die für 2 Wochen hinkommen, um beim Hausbauen zu helfen; Milchpulver oder Maisspenden der EU, die billig verkauft werden und die lokalen Bauern bleiben auf ihren Produkten sitzen und müssen ums Überleben kämpfen.

Die Meinung über Entwicklungshelfer ist daher auch nicht immer positiv, wir wissen sowieso alles besser und können alles.

Handys und Fernseher werden oft wichtiger als sicher zustellen, dass man am Ende des Monats noch gut Essen kann.

Nach einer abgeschlossenen höheren Schulausbildung finden viele jahrelang keinen Job.

 

Zum Schluss hab ich noch ein paar Klischees:

In Afrika verhungern Kinder!

Da ist sicher etwas Wahres dran, aber nicht überall und in Malawi steht das nicht an der Tagesordnung.

 

In Afrika haben alle schmutzige, zerrissene Klamotten an, vorallem Kinder!

Nein, die meisten Leute in Malawi sind immer sauber und schön gekleidet, auch Kinder. Das ist natürlich immer Anlass angepasst. Zum Arbeiten wird nicht das Sonntagskleid angezogen und den Kindern zum Spielen wird nicht die neueste Hose angezogen.

Natürlich ist die Kleidung der Kinder, die im Freien spielen schmutzig, aber in einer höheren Schule oder in der Kirche sind auch Kinder immer sauber und schön angezogen.

 

Abschließend möchte ich sagen, ich selber sehe mein Volontariat nicht als unnütz oder verschwendete Zeit, es war auch keine schwierige Zeit. Im Einsatz habe ich immer wieder Dankeschöns von verschiedensten Personen geerntet und viele glückliche Gesichter gesehen.

Sicher hat meine Arbeit etwas verändert, was genau kann ich nicht sagen, aber auf jeden Fall sollten positive Entwicklungen dabei sein.

Mich persönlich hat dieses Jahr natürlich auch verändert, ich habe eine andere Welt gesehen, mit anderen Werten und anderen Menschen.

Dass ich weiß bin und die Malawi dunkelhäutig oder schwarz hat mich nicht gestört, im Gegenteil ich vergaß meist, dass ich ja weiß bin und dabei sprech ich jetzt nicht nur über die Hautfarbe.

 

Schätze was du hast und wo du lebst, mach was aus deinem Leben und sitz nicht nur faul rum, wenn dir etwas nicht passt, dann ändere es und rede nicht nur darüber.

 

Dann verbleibe ich mit der Bitte, um mehr Klischees und Fragen, um Missverständnisse zu verhindern.

 

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